LESEPROBE: DIE IMMOBILIE als zukunftssichere und solide Kapitalanlage

- 8 - Baugenehmigungen und Bauüberhang: Steckt Deutschland im Baustau? Auf die Preisentwicklung von Immobilien hat auch das Verhältnis von erteilten Baugenehmigungen und fertiggestellten Neubauten Einfluss. Es ist nämlich schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr, dass ein genehmigtes Haus auch zeitnah gebaut und dann auch genutzt wird. Das Statistische Bundesamt führt extra eine Statistik über sogenannte Bauüberhänge. Damit sind genehmigte Bauvorhaben gemeint, die noch nicht fertiggestellt sind, wenn das Kalenderjahr endet. Nehmen wir etwa das Jahr 2020: In Deutschland wurden in diesem Jahr 306.376 neue Wohnungen fertiggestellt. Gegenüber dem Vorjahr war dies eine Steigerung um 13.374 bzw. um 4,6 Prozent. Es herrschte also rege Bautätigkeit – nach wie vor, denn seit 2011 stieg die Anzahl der Baufertigstellungen jedes Jahr. Und das alles trotz Corona. Allerdings wurden 2020 auch 368.589 Baugenehmigungen erteilt. Auch hier gab es einen Anstieg um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gab damit jedoch insgesamt einen Überhang von 779.432 Wohnungen, die zwar genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt waren. 2020 erreichte der Bauüberhang damit einen Rekordstand seit 1998. 2021 wurden bundesweit 380.914Wohnungen genehmigt, dies sind wieder 3,3 Prozent oder 12.325 mehr als im Vorjahr. Tatsächlich fertiggestellt wurden 293.393 Wohnungen. Dies sind 4,2 Prozent weniger als im Jahr 2020. Die neue Bundesregierung hat das Ziel ausgerufen, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, ein Viertel davon öffentlich gefördert als Sozialwohnungen. Hinter den ambitionierten Plänen steckt die Absicht, ein weiteres Ansteigen der Mieten durch Erhöhung des Angebots an Wohnraum zu dämpfen. Allerdings: Solche Ziele werden allzu häufig nicht erreicht. Auch Anfang 2018 hatte die damalige Bundesregierung beabsichtigt, bis Ende 2021 für den Bau von 1,5 Millionen neuer Wohnungen zu sorgen. Dies wären dann 375.000 neue Wohnungen pro Jahr gewesen. Tatsächlich errichtet wurden 2018 und 2019 aber jeweils unter 300.000 neue Wohnungen. Wenn man bei den Zahlen von 2021 nach Gebäudearten unterscheidet, war der Rückgang bei neu gebauten Einfamilienhäusern mit einemMinus von 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr am stärksten. Bei den Zweifamilienhäusern waren es 1,7 Prozent weniger. Bei Mehrfamilienhäusern war ein Rückgang um 3,6 Prozent zu beobachten. Die Zahl der neu errichteten Wohnungen in Bestandsgebäuden ging um 2,7 Prozent gegenüber 2020 zurück. Eine Steigerung gab es lediglich bei neuen Wohnungen in Nichtwohngebäuden. Hier wurden 6,4 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt. Als Ursache für diesen Baustau wird oft die Lage im Baugewerbe genannt. Rohstoffe wie Holz und Stahl sind begehrt und teuer, oft gibt es Lieferengpässe. Und auch die Unternehmen im Baugewerbe sind ausgelastet – es ist oft kaum noch möglich, innerhalb vernünftiger Zeiträume ein Handwerksunternehmen zu finden, das eine Arbeit ausführen kann. Aber auch andere Faktoren spielen hier mit: So wird es immer aufwändiger, die energetischen Vorschriften für einen Neubau zu erfüllen. Und nicht zuletzt braucht, wer bauen will, auch ein Baugrundstück. Auch Bauland ist aber durchaus knapp – insbesondere in Ballungsgebieten und Großstädten. Dies stellt einen Anreiz für die städtebauliche Verdichtung dar, die Stadtplaner heute gern propagieren. Diese wird zum Beispiel auch umgesetzt, indem man frühere reine Gewerbegebiete für eine teilweise Wohnbebauung öffnet oder in gewerblich genutzten Gebäuden auch Wohnungen zulässt. Foto: Stux, Pixabay Bild: Neubau

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