Immer wieder Weihnachtszeit

11 Weihnachten initiiert eine neue Evolutionsstufe der Menschheit. Eigentlich wäre das der Job der Kirchen, dies den Menschen spätes- tens an Weihnachten zu sagen. Doch sie dienten zu lange den Herrschern und verfälschten die Botschaft. Zu den Hütern des Weihnachtslichtes wurden die Mystiker. Die Kernaussagen von Weihnachten aus Sicht der Mystiker lautet: Du bist mehr, als Du glaubst. Du bist mehr, als Du siehst. Du bist mehr, als Du weißt. Das „Heil“ ist nicht da draußen. Jesus ist Deine Ur-Story: Du bist ein lichtvolles Wesen. Du bist – wie er – „wahres Licht vom wahren Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“ (Ni- zäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis). „Götter seid ihr!“ (Jesus im Johannes-Evangelium 10,34). Paulus sieht in Jesus nicht den Einzig-Geborenen, sondern den „Erstgeborenen von Vielen“, unseren „Prototyp“ (protos kai teleios anthropos – Ur- und Zielmensch. Er ist DEIN Prototyp. Und Du sollst in Serie gehen. Er stellt das Urbild des Menschen wieder her, macht es sichtbar, bringt das in jedem Menschen verborgene Potenzial zur vollen Anschauung. Auch der christliche Mystiker und Meister Paisios vom Klosterberg Athos in Griechenland (1924-1994) meinte: Das Übernatürliche ist nicht übernatürlich. Es ist in jedem Menschen angelegt. Nur die Men- schen im Westen haben das Verfallsstadium des Menschen zur Norm erhoben. Daher erscheint ihnen ein voll entfalteter Mensch als transzen- dent oder übernatürlich. Weihnachten ist aus Sicht der Mystiker gerade kein Familienfest, sondern ein Individuationsfest. Es geht darum, dass der Einzelne sich ganz auf sich zurückbesinnt, seiner selbst ganz inne wird und seinen göttlichen Urgrund (das wahre Licht) entdeckt – und zunehmend dieses neue Selbst-Bewusstsein pflegt und lebt. Erst dann ist der Einzelne bei sich zuhause angekommen. Die christlichen Mönche sprechen vom „Habitare secum – bei sich zuhause sein“ als Ziel. Es geht um den tiefen Frieden des In-sich-Ruhens. „Halt an, wo läufst Du hin? Der Himmel ist in Dir. Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“ Der Theologe, Arzt und Mystiker Angelus Silesius (1624-1677) greift für diesen Aphorismus auf eine Aussage Jesu zurück: „Man wird nicht sa-

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