Immer wieder Weihnachtszeit

9 Vorwort Prof. Dr. Sabine Bobert Christian-Albrechts-Universität Kiel Weihnachten: Gottesgeburt und Gipfelerlebnis Weihnachten ist ein Identitätsfest: „Licht“ ist die antike Metapher für Bewusstsein. „Finsternis“ ist die Metapher für unbewusst sein. Du bist Licht. Du bist Gott. Du bist unsterbliches Bewusstsein. In der Finsternis der Wintersonnenwende wartet das Licht. Und das Licht ist Dein wahres Wesen, schon immer gewesen. Für die Mystiker war „Bildung“ weniger eine Inhaltsfrage und auch kein Leistungsanforde- rungs-Katalog von Kompetenzen. Bei „Bildung“ geht es ihnen vorrangig um ein Umbilden, um ein Sich-Fortbilden aus Fehlbildungen, um eine weitgehende Umgestaltung. Der Mensch soll seinem Urbild gleichge- staltet werden. Die Mystiker nannten dieses Bildungsziel „Theosis“ – die „Vergöttlichung“ des Menschen. Insofern ist der Spruch von Bischof Athanasius dem Großen aus dem vierten Jahrhundet ein weihnachtlicher Satz: „Gott wurde Mensch, damit wir vergöttlicht werden.“ Jesus spricht davon, dass wir „aus Wasser und Geist“ „von neuem geboren“ werden sollen. Die Mystiker und Mystike- rinnen sprechen von der Gottesgeburt im Menschen. Das Ursymbol für die Gottesgeburt ist Maria, „die Gottesgebärerin“, wie die orthodoxen Christen sie nennen. Sie ist der Mensch, der sich der Einwohnung Gottes

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