Immobilien-Almanach 02
11 Die Verbraucherpreise sind 2018 deutlich gestiegen. Im Mittel lag die Inflationsrate für den Verbraucherpreisindex (VPI) bei 1,9 %. Die Inflationsrate für den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im Jahresdurchschnitt ebenfalls bei 1,9 %. Die EZB kommt damit der geldpolitischen Zielgröße von knapp 2 % sehr nahe. Im Oktober 2018 lag die Teuerungsrate des HVPI mit 2,4 % imVergleich zumVorjahresmonat zum wieder- holten Mal deutlich über dem Zielwert. Zum Anstieg im Jahr 2018 hat die Entwicklung der Energiepreise maßgeblich beigetragen. Die Kreditentwicklung ist weiterhin positiv. Die Finanzierungsbedingungen sind für alle Marktteilnehmer nach wie vor günstig. Die Banken haben ihre Standards (Kreditricht- linien) im Jahr 2018 weiter gelockert. Insbesondere verringerten sie ihre Margen für durchschnittlich risikoreiche Unternehmens- und Wohnimmobilienkredite und Bonitä- ten. Die Kreditnachfrage des privaten Sektors erhöhte sich im Jahresverlauf, insbesondere im zweiten Quartal 2018. Im dritten Quartal 2018 erreichte das Volumen der Bankkredite im Vergleich zum Vorquartal mit 1,4 % die höchste Wachstumsrate seit dem Jahr 2011. Am aktuellen Rand beläuft sich das gesamte Kreditvolumen auf mehr als 2.700 Mrd. Euro, der höchste bislang verzeichnete Wert. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB lässt erwarten, dass dieser Trend in näherer Zukunft anhalten und das Ausleihvolumen weiter steigen wird. Der Leitzins im Euroraum notiert seit Frühjahr 2016 unverändert bei 0 % und soll, der jüngsten EZB-Ratssitzung vom 13. Dezember 2018 zufolge, über den Sommer 2019 hin- weg weiter unverändert bleiben. Die Geldpolitik ist weiterhin stark expansiv. Sollte aber der Übergang zur normalen Geldpolitik zu spät kommen, besteht die Gefahr, dass die Inflation stärker steigt, es zu Fehlallokationen von Kapital kommt und die Finanzstabilität gefährdet wird. Die deutsche Immobilienwirtschaft wird zunächst weiter von günstigen Finanzierungs- bedingungen, einer guten Wirtschaftslage und einer hohen Nachfrage nach Wohnraum in Ballungsgebieten getragen werden. Trotz hoher Auftragsbestände zeichnet sich ein all- mählich schwindender Optimismus ab, sodass über das Gesamtjahr mit allenfalls mode- raten Zuwachsraten auf hohem Niveau gerechnet werden kann. Kapazitätsauslastungen und ein Mangel an Facharbeitskräften stehen einer kräftigeren Ausweitung vermehrt ent- gegen. Bauleistungen dürften sich dadurch zunehmend verteuern. Aus steuerlicher Sicht wird im Jahr 2019 interessant sein, wie sich die Reform der Grundsteuer gestaltet. Maß- nahmen wie das Baukindergeld oder die weiter verfolgte Mietpreisbremse setzen viel zu oft nur an Symptomen an und dürften kaum nachhaltig zu einer Entspannung der Lage auf dem Wohnungsmarkt führen. Vor diesem Hintergrund sind verschiedene steuerliche und regulatorische Aspekte des Wohnimmobilienmarkts zu diskutieren.
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