Rund um Rum
9 Einführung ins Thema oder „Was ist das eigentlich, Rum“? Rum, Rhum, Rom, Ron. In den meisten europäischen Sprachen ähneln sich die Wörter, und selbst beim finnischen „Rommi“ oder gar im japanischen „Ramu“ ahnt man die Ver- wandtschaft. Doch auch das chinesische „lán mujiu“ und das indische „Gud ki sharaab“ bezeichnen eine Spirituose, die die einen als Seemanns- und Piratengesöff abtun und bes- tenfalls noch als tägliches Deputat für „Limeys“ (Angehörige der Royal Navy) oder Basis für Grog („Wasser darf, Zucker kann, Rum muss drin sein“) und „Pharisäer“ akzeptieren. Die anderen schätzen das Getränk aber als durchaus vergleichbar mit Whisky, Cognac, Grappa und Co. und als unabdingbare Grundlage für Cocktails wie Daiquiri, Mojito oder Cuba Ltibre. Es gibt schon zu denken, wenn man weiß, dass im Englischen „Rummy“ einen Trinker bezeichnet und dass das Wort „Rum“ sich angeblich vom englischen „rumbullion“ her- leitet, was soviel wie Aufruhr, Tumult bedeutet, oder von „rumbustion“, einem Wort für Lärm und Ausgelassenheit. Auch dass Robert Louis Stevenson in der „Schatzinsel“ den im Delirium sterbenden Piratenkapitän Flint „Gib mir den Rum, Darby“ brüllen lässt und dessen Ex-Kumpan Billy Bones, der auch nicht gerade bei den Anonymen Alkoholikern seine spirituelle Heimat gefunden hat, die Säuferhymne der Seeräuber („Fünfzehn Mann auf des toten Manns Truh, Jo-ho-ho und ’ne Buddel voll Rum! Sauft, und der Teufel sagt Amen dazu – Jo-ho-ho und ’ne Buddel voll Rum.“) grölt, spricht nicht eben für die aristokratische Herkunft des Rums. Wir dürfen wohl getrost davon ausgehen, dass Stevenson mit dem Lieblingsschnaps seiner Seeräuberbande nicht eben das Nobelgetränk heutiger Tage gemeint hat. Doch wenn kein Geringerer als der Literaturpreisträger Ernest Hemingway, dem man keineswegs übertriebene Alkoholabstinenz vorwerfen wird, sagt „Mein Mojito in der Bodeguita, mein Daiquiri im Floridita“ und damit zwei Bars in Havanna ebenso Kultstatus verleiht wie dem Rum als Basis für beide Cocktails, wenn der Papa Doble, sein Spezialdaiquiri mit doppeltem Rumanteil sogar im Handbuch der „International Bartenders Association“ ge- adelt wird, dann ist vielleicht doch etwas dran am Ruf des Rums als Getränk für Literaten und Künstler, für schöne Damen und handfeste Männer, für Genießer und Kenner. Genuss und Kennerschaft sollten dann auch die entscheidenden Stichworte liefern. Denn natürlich ist der Konsum übermäßiger Mengen Rums, wie der aller alkoholischen Getränke, gesundheitsschädlich. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie bedachtsam
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