KundenZeitung Herbst 2021

Seite 4 So unterstützen andere Länder ihre Bürgerinnen und Bürger beim Erwerb von Immobilieneigentum Wohneigentum wird in unseren Nachbarländern als Zeichen des sozialen Auf- stiegs verstanden. Daher wird dort der Erwerb von Immobilien unterstützt: Vor allem die skandinavischen Länder sowie Irland und die Niederlande haben sehr niedrige Grunderwerbsteuersätze. Großbritannien, Belgien oder Frank- reich haben zwar etwas höhere Sätze, differenzieren aber. Sie unterstützen Ersterwerber, nutzen Freibeträge oder einen Stufentarif. In den Niederlanden, Schweden und Dänemark können Selbstnutzerinnen und Selbstnutzer ihre Zinskosten steuerlich geltend machen. Überdies erhalten Haushalte Unterstüt- zung bei der Finanzierung oder Kreditversicherungen. Obwohl viele Bundesbürger Immobilieneigentum erwerben möchten, stagniert die Wohneigentumsbildung seit fast zehn Jahren. Mieter und Eigentümer, zwei ungleiche Gruppen Bauen wird teurer Die Preise für Baustoffe wie Holz, Stahl oder Dämm- materialien steigen deutlich: Konstruktionsvollholz verteuerte sich im Mai 2021 um 83,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Dachlatten um 45,7 Prozent und Bauholz um 38,4 Prozent. Nicht nur die gestiegenen Holzpreise, auch die Stahlpreise treiben die Kosten in die Höhe: Betonstahl in Stäben war im Mai 2021 um 44,3 Prozent teurer, Beton- stahlmatten kosteten 30,4 Prozent mehr als im Mai 2020. Betonstahl wird unter anderem zur Verstär- kung von Bodenplatten, Decken oder Wänden ein- gesetzt. Auch die gestiegenen Erdölpreise wirken sich preistreibend aus, beispielsweise bei Bitumen auf Erdölbasis, das unter anderem zur Abdichtung von Dächern, Gebäuden und Fundamenten gegen das Eindringen von Wasser verwendet wird. Die steigende Nachfrage im In- und Ausland während der Corona-Pandemie sowie Probleme in der Ver- sorgung mit Rohstoffen dürften die Hauptgründe für die Preissteigerung sein. Erschwinglichkeit fast konstant „Trotz deutlich steigender Preise für Einfamilien- häuser ist die Erschwinglichkeit von Wohneigentum in weiten Teilen Deutschlands nicht so stark zurück- gegangen, wie eine reine Fokussierung auf die Preise zunächst vermuten ließe. Starke Zinsrückgänge und deutliche Anstiege in den Einkommen der Haushalte führen dazu, dass das Annuität-Einkommensver- hältnis vielerorts unverändert blieb“, stellt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln fest. Beson- ders junge Haushalte und Ersterwerber vonWohnei- gentum können jedoch die hohen Eigenkapitalan- forderungen nicht erfüllen. Die Vermögensbildung der Mieterhaushalte sollte daher ein vorrangiges Ziel der Wohnungspolitik sein. Wie und wo junge Menschen wohnen wollen Die Familie bleibt das beliebteste Lebensmodell. Großstädte sind in Zukunft out, Vororte und mittel- große Städte in. Wohneigentum ist sogar „mega- in“. Das sind drei Ergebnisse einer repräsentativen Befragung junger Leute im Alter zwischen 14 und 19 Jahren durch das Forsa-Institut. 80 Prozent von ihnen wohnen noch bei den Eltern. Eine Mehrheit will noch eine Weile dort wohnen bleiben. 43 Pro- zent würden aber gerne so bald wie möglich von zu Hause ausziehen. Als Single will dauerhaft fast niemand leben. Die überwiegende Mehrheit, 84 Prozent, wünscht sich, mit 30 Jahren gerne mit einer eigenen Familie zu leben. Nur fünf Prozent wollen allein leben. Wo kann man noch kaufen oder mieten? Im April 2021 gingen auf ImmoScout24 rund 72 Prozent mehr Anfragen für Eigentumswohnungen ein als im vorigen Jahr. Die Nachfrage nach Mietwoh- nungen stieg im gleichen Zeitraum um 19 Prozent. Wo kann man unter diesen Marktgegebenheiten noch Immobilien kaufen oder mieten? Das Internetportal hat auf der Basis des durchschnittlichen Nettohaushaltseinkommens und der durchschnittlichen Wohnkosten 40 deutsche Großstädte analysiert: In den Metropolen reicht ein Budget von 800 bis 1.000 Euro bei Kauf und Miete nur noch für eine Ein- bis Zweizimmerwohnung. Vergleicht man die Größe der Wohnungen danach, ob Mieten oder Kaufen vorteilhafter ist, zeigen sich deutliche Unterschiede: In Heidelberg und Dortmund lohnt sich der Kauf. Wer dagegen in Oldenburg eine Wohnung mietet, statt sie zu kaufen, bekommt 31 Quadratmeter mehr Wohnfläche. Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit. Zwischen Mietern und Eigentümern ergeben sich dabei große Unterschiede. Welche Vor- und Nachteile mit der jeweiligen Wohnform verbunden sind, hat eine aktuelle Studie untersucht: Danach sind die Immobilienpreise in allen Städten und Landkreisen seit 2005 durchschnittlich um 75,3 Prozent gestiegen. Die Kosten für eine Immobilie betragen im Schnitt 354.000 Euro, das entspricht rund 7,4 Jahreshaushaltsein- kommen. 49 Prozent der Bewohner Deutschlands sind Immobilieneigentümer. Deutschland ist bei der Immobilieneigentumsquote das Schlusslicht in der EU. Der Anteil derer, die mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden sind, ist unter Wohneigentümern dreimal so hoch wie unter Mietern. Jeder vierte Mieter unter 50 möchte auch in unsicheren Zeiten kaufen oder bauen, der Anteil der Mieter, die Eigentum erwerben möchten, ist im Vergleich zu 2019 von 31 Prozent auf 24 Prozent gefallen. Das Niedrigzinsniveau ist ein wichtiges Motiv für den Immobilienerwerb. Bei einem Investitionsvolumen von 354.000 Euro müssen Käufer 133.000 Euro weniger Zinsen zahlen als vor 13 Jahren. Foto: Moritz 320, Pixabay Herbst 2021

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