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Tee oder Kaffee?

In Ostfriesland ist das keine Frage.

Deutschland ist traditionell ein Volk der Ka eetrinker – wie Frankreich, Österreich oder

Italien – mit einer Ausnahme: Ostfriesland. Dort wird genau wie in Großbritannien seit

dem 17. Jahrhundert überwiegend Tee getrunken. Die Ostfriesen lernten den Tee durch

die Niederländer kennen und nur ein Jahrhundert später war der Konsum so gestiegen,

dass Friedrich II. meinte, die Gewohnheit einschränken zu müssen, weil damit verbunden

sei, „einige Stunden des Tages müßig zu seyn“, was einem preußischen König natürlich

nicht gefallen konnte.

Wer eine Tradition p egt, scha t sich ein Stück Sicherheit in einer sich ständig ver-

ändernden Welt. Wie zu jeder Tradition gehört zur ostfriesischen Teekultur eine lange

Geschichte mit Anekdoten und wahren Begebenheiten, mit Regeln, Bräuchen und

Rezepten. Darin kommen Schmuggler und Seeräuber vor und abenteuerliche Reisen

mit Segelschi en an das andere Ende der Welt nach Ostindien. In Ostfriesland gehören

zur Tee-Tied, ostfriesisch für Teezeit, besondere Zutaten, das richtiges Geschirr und eine

seit Jahrzehnten überlieferte Zeremonie. Daraus hat sich eine weit entwickelte Teekultur

entwickelt, die es in dieser Form nur an diesem Ort gibt und die seit 2017 immaterielles

Weltkulturerbe der UNESCO ist.